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Vom Crazy-Bike zum Tuktuk: Prinzhöfte-Schüler schrauben an kuriosen Fahrzeugen (Kreiszeitung am 19.10.2018)

Bassum - Von Frauke Albrecht. Wer nur den Sound hört, könnte vermuten, dass gleich eine dicke Maschine um die Ecke der Prinzhöfte-Schule biegt. Tatsächlich knattert ein umgebauter alter Rasenmähertrecker mit 12,5 PS heran. Darauf sitzen Sönke, Mathis, Tim, Rayk, Ben und Anton und strahlen um die Wette. Ihr Vehikel ist angesprungen. Obwohl ihnen doch kurz zuvor ein riesen Fauxpas passiert ist. Sie hatten aus Hektik die Batterie verkehrt angeklemmt. „Jungs, das hätte ins Auge gehen können“, schüttelt Dominik Neisser den Kopf. Er muss aber gleich darauf lächeln: „So was passiert halt.“

 

Vor drei Jahren hat der Vater – Neisser ist zudem Vorstandsmitglied der elternverwalteten Schule – das Schrauberprojekt ins Leben gerufen.

 

„Angefangen haben wir mit dem Bau von Crazy-Bikes“, erzählt er. Die Schüler sammelten alte, kaputte Fahrräder vom Schulhof ein und bauten sie auf kurioseste Weise um. „Beliebtes Modell war das Rad mit Beiwagen“, erinnert sich der 14-jährige Sönke.

 

Stück für Stück, Werkzeug für Werkzeug haben sich die Jugendlichen zusammengesammelt und sich auf dem Gelände eine Werkstatt eingerichtet. Dort tüfteln sie jeden Freitagmorgen zwei Stunden lang.

 

Irgendwann reichten Räder nicht mehr aus. Jungs in dem Alter wollen Motoren, und so brachte Neisser seinen defekten und ausrangierten Rasenmähertrecker mit. „Daraus machen wir ein Auto“, waren sich die Schüler einig und machten sich ans Werk.

 

Unterstützt wurden sie dabei von einem Fachmann: Christian Bonhardt ist Metallschlosser. „Dominik hat mich irgendwann mal gefragt, ob ich helfen kann“, erzählt er. Seitdem ist er freitags mit dabei. Es macht ihm Spaß, mit den Jugendlichen zu schrauben. Bonhardt gibt Tipps und brachte den Schülern auch bei, wie sie das Schweißgerät bedienen, das sie eines Tages als Spende bekommen hatten. Die meisten Bauteile stammen vom Schrottplatz. „Einiges haben wir auch gespendet bekommen, freut sich Neisser. Die Motorhaube war früher einmal ein Metallschrank. „Den haben wir allein mit Muskelkraft von Hand gedengelt“, erzählt Bonhardt stolz. Als I-Tüpfelchen setzten die Jungs vorne einen Mercedes-Stern drauf. Nervig sei die Reparatur der Bremse gewesen. Da hätten sie lange dran getüftelt. Das Gaspedal stammt übrigens aus einem alten Sprinter. „Der Auspuff ist ein Sportauspuff“, grinst Bohnhardt. Daher der satte Sound.

 

Das Gefährt wurde rechtzeitig zum Schulfest fertig. „Da haben wir dann die Besucher über den Platz chauffiert. Gegen eine kleine Spende“, so Neisser. Schließlich will das nächste Projekt finanziert sein: „Wir bauen uns ein Tuktuk.“

 

Der Anfang ist gemacht, in der Werkstatt liegen Teile eines Rollers und ein kleiner Rasenmähermotor. Die Auto-Rikscha soll später sechs bis sieben Personen Platz bieten. Noch können die jungen Schrauber jede Menge Spenden gebrauchen – gerne Geld, aber auch Sachspenden. Von kleinen Sitzgelegenheiten über Werkzeug bis hin zu Blech. „Eine gut funktionierende Motorradbatterie wäre gut“, sagt Neisser. „Ein zweites Schweißgerät wäre gar ein Traum.“